Wir sind Donauschwaben

 

Im 17. Jahrhundert litten die Bürger des Königreiches Österreich - Ungarn
unter den Anfällen und Plünderungen der türkischen Heere.
Diese stürmten über den Balkan und gelangten bis vor die Tore der Stadt Wien.
Durch die lange Belagerung der Stadt starben viele Menschen den Hungertod.

Die Heere des Königshauses waren jedoch sehr verarmt und erschöpft.
Aber endlich gelang es, wie durch ein Wunder, unter der tapferen Führung
des Prinzen Eugen von Savoyen, die Feindesmacht in einer schweren Schlacht
zu besiegen und zurück zu treiben.

Botschafter des Königshauses wurden danach in die südlichen Teile des deutschen Reiches ausgesandt
um in den dicht besiedelten Gebieten zu werben und die Bevölkerung zu begeistern um aus zu wandern.
Man wollte das vom Krieg zerstörte Land so schnell wie möglich neu bewohnt haben.
Das hatte ein kleine Völkerwanderung zur Folge.

In den darauf folgenden Jahren wanderten insgesamt 205.000 Personen aus, hauptsächlich
Bauern und Handwerker, und siedelten sich in den befreiten, vom Krieg zerstörten Gebieten, an.

Banat - Batschka - Slawonien - Sathmar-Theissgebiet -
Schwäbische Türkei ( Baranya u. westl. Donaubereich) - Umgebung Budapest

Meine Vorfahren von Vaters Seite waren auch dabei.
Sie fanden eine neue Heimat in den Ortschaften Gyönk, Beleczka und Kistormas.
Diese Orte liegen in der Tolna-Gegend, also in der so genannten Schwäbischen Türkei.
Meine Vorfahren sprachen deutsch und besuchten deutsche Volksschulen.

Diese Pioniere leisteten schwere Arbeit um die sumpfigen, vom Fieber verseuchten Flussauen
zu bearbeiten und fruchtbar zu machen.
Die meisten Menschen wurden nicht sehr alt.
Aus unserer Ahnenaufstellung ist zu ersehen, dass mancher meiner Vorväter kaum 60 Jahre alt geworden ist.

Die Donauschwaben hielten sich an ihre eigenen Sitten und Gebräuche.
Sie haben durch ihren Fleiss und ihre Ausdauer einen sehr grossen Teil dazu bei getragen,
das ungarische Land wieder auf zu bauen und lebten bis zum Ausbruch des 2. Weltkrieges friedlich
mit den andern Bewohnern des Landes zusammen ( Slawen, Juden, Kroaten, Serben).

Während der Kriegsjahre sind die meisten der Donauschwaben vor den Partisanen geflüchtet
oder wurden von Haus und Hof vertrieben und kehrten ins deutsche Vaterland zurück.
Aber ein grosser Teil der jungen Männer meines Dorfes ist gefallen; auch ein grosser Teil der Frauen
und Kinder, die in Konzentrationslager getrieben wurden, haben es nicht überlebt.

In Deutschland haben sich in den Jahren danach mehrere "Heimatgruppen" gebildet,
die durch ihre eigenen Informationshefte bzw. Info-Briefe den Kontakt mit den geflüchteten
Dorfbewohnern wieder herstellten und bis zum heutigen Tag in Stand halten.
Alljährlich gibt es ein Treffen, viele schöne aber auch schwere schicksalshafte Erinnerungen
werden ausgetauscht.
So bin ich durch einen wunderschönen Zufall in Kontakt gekommen mit dem langjährigen
Vorstand "meiner eigenen Heimatgruppe".
Dadurch konnte ich für mich sehr wertvolle Informationen bekommen von den Ereignissen,
die sich abspielten in den Jahren als ich noch nicht geboren war.
Im Dorf wo ich geboren wurde gab es bei Kriegsausbruch mehr als 700 Donauschwaben.
Die meisten sind im Oktober 1942 entweder vertreiben und geflüchtet oder umgekommen.

Mein donauschwäbischer Vater war zur Zeit des Krieges ein junger Mann und lebte als
Gastarbeiter in Österreich und Ostdeutschland. Er kehrte nach dem Kriege wieder zurück
und heiratete eine ungarische Frau.
Meine Eltern waren kleine selbstständige Unternehmer. Sie entschieden sich, ebenfalls
das Land im Jahre 1956 zu verlassen.

Wir Kinder sind geboren in den Jahren 1949 bzw. 1951.
Wir beide sind somit die jüngsten Donauschwaben aus Cacinci.

Dieser Ort liegt ca. 14 km auf der andern Seite der ungarischen Grenze,
also im Norden von Kroatien.
Nach dem 1. Weltkrieg wurden nämlich die Grenzen des Königreiches Österreich - Ungarn verändert.
Grosse Teile mussten an Kroatien und Serbien abgegeben werden.
Deshalb liegt der Ort heute nicht mehr in Ungarn, sondern in Kroatien.


Die Beschreibung ist mein geistiges Eigentum

Christine Wierda-Weigl (c)
Juni 2008 

 
 
 
 
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